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Der Strom aus der Salzach gehört nicht Bayern

Der neugewählte Vorstand der BUND-Naturschutz-Ortsgruppe Tittmoning-Fridolfing (v. l.) mit Beisitzer Alexander Jaschke, 1. Vorsitzenden Ilse Englmaier, Schriftführer Peter Englmaier, 2. Vorsitzenden Hans Glück, Schatzmeisterin Martha Müller und Beisitzer Ludwig Sigl zusammen mit Beate Rutkowski, der Kreisvorsitzenden und stellvertretenden Landesvorsitzenden (vorne). Die Beisitzerin Elke Neubauer war verhindert.

Erwartungsgemäß bildete die von der Staatsregierung geplante Wasserkraftnutzung an der Salzach das Schwerpunktthema bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe Tittmoning-Fridolfing des BUND Naturschutz. In ihrem Jahresbericht zeigte sich die 1. Vorsitzende Ilse Englmaier besonders verärgert über die Falschmeldungen von CSU-Politikern zur Menge an Haushalten, die mit Strom des Salzach-Wasserkraftwerks versorgt werden könnten. So hatte die Ministerin Michaela Kaniber beim Pressetermin auf der Tittmoninger Brücke im Oktober 2022 behauptet, dass angeblich für 34.000 Haushalte Strom erzeugt werden könne, zuvor hatte der Traunsteiner Landrat Siegfried Walch bei einer anderen Veranstaltung gar von 50.000 Haushalten gesprochen. Tatsächlich sind es nach Angaben des österreichischen Energiekonzerns VERBUND AG nur maximal 9.100 Haushalte, die den Strom aus der Salzach nutzen könnten.

Unverständlich findet Englmaier auch, dass die bayerische Staatsregierung für den Bau des Salzach-Wasserkraftwerks, der insgesamt ca. 60 Mio. Euro kosten soll, einen Betrag 20 Mio. Euro beisteuern will, obwohl die Stromproduktion mit der VERBUND AG ausschließlich in österreichischen Händen liegen würde. „Der Strom aus der Salzach gehört nicht Bayern“, stellte Englmaier klar. „Da die Wasserrechte an der Salzach seit 2012 zu hundert Prozent bei dem österreichischen Energiekonzern liegen, steht ihm auch die komplette Stromausbeute zu. Bayern müsste den an der Salzach produzierten Strom also kaufen.“ Überdies stelle die Investition von 20 Mio. Euro eine massive Verschwendung von Steuergeldern dar, da sich die Stromversorgung der 9.100 Haushalte auch mit zwei bis drei modernen Windkraftanlagen bewerkstelligen ließe. Diese seien nicht nur weitaus kostengünstiger, sondern sie würden auch auf bayerischen Boden stehen und beim Betrieb als „Bürgerwindräder“ sogar für eine regionale Wertschöpfung sorgen.

Doch auch Positives wusste Englmaier von der Salzach zu berichten. So seien in diesem Frühjahr die ersten Sanierungsmaßnahmen am Ufer unterhalb der Tittmoninger Brücke erfolgreich abgeschlossen worden, so dass sich der Fluss auf drei Kilometer Länge wieder mehr ausbreiten könne. Die Ausgleichsmaßnahmen, die z. B. für die Verlegung des Uferwegs in den Auwald erforderlich waren, seien vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein in enger Abstimmung mit der Ortsvorsitzenden durchgeführt worden.

Ebenfalls erfreulich findet Englmaier die Entwicklung der Planungen zum zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke Tüßling - Freilassing (ABS 38 Ost). Aufgrund ihrer Hinweise zu Artenschutz-Problemen an dieser Strecke vor gut einem Jahr hätten sich die zuständigen Projektleiter der DB Netze AG umgehend bereit erklärt, diese Probleme in regelmäßig stattfindenden Abstimmungstreffen mit dem Naturschutzverband in der Zentrale in München zu erörtern, um gegebenenfalls bessere Lösungen zu finden.

Nicht zufrieden sei die BN-Ortsgruppe dagegen mit den Planungen zum Ausbau der B20 nördlich von Tittmoning, weil sie völlig überzogen seien. Hans Glück, Stadtrat und stellvertretender Vorsitzender der Ortsgruppe, informierte die Zuhörer, dass auch die Mehrheit des Tittmoninger Stadtrats die Planungen in der vorliegenden Form ablehne.

Weiter sprach Englmaier in ihrem Jahresbericht die letztjährigen Hangrutschungen im Gewerbegebiet Tittmoning Süd an, vor denen die BN-Ortsgruppe schon 2008 gewarnt habe, als die Planungen zum Bau eines Parkplatzes am Hang öffentlich bekannt wurden. Nun seien nicht nur erhebliche Erdabtragungen zur Vermeidung weiterer Rutschungen notwendig geworden, sondern es sei durch den ungenehmigten Bau einer Zufahrtsstraße auch zu erheblichen Schädigungen einer angrenzenden Ausgleichsfläche gekommen. Um das Fass voll zu machen, warte auch der Grünordnungsplan von 2012 noch immer auf seine Umsetzung.

Bei den Vorstandswahlen wurden Ilse Englmaier als 1. Vorsitzende, Hans Glück als stellvertretender Vorsitzender, Martha Müller als Schatzmeisterin, Peter Englmaier als Schriftführer und Ludwig Sigl als Beisitzer in ihren Ämtern bestätigt. Elke Neubauer und Alexander Jaschke ergänzen als neu gewählte Beisitzer den Vorstand.

Zum Abschluss der Veranstaltung referierte Beate Rutkowski, die Kreisvorsitzende und stellvertretende Landesvorsitzende des BUND Naturschutz, über Themen, die den gesamten Landkreis betreffen. So sei der Neubau des Hotels „Malerwinkel“ am Chiemsee völlig überzogen geplant, da ein erheblicher Teil des naturbelassenen Uferbereichs überbaut werden solle. Sorgen machten der Kreisgruppe auch die zahlreichen Planungen zu Neu- und Ausbauten von Straßen im Landkreis in Höhe von etwa 2 Mrd. Euro, wozu auch der sechsspurige Ausbau der A8 und die jeweiligen Ortsumfahrungen von Altenmarkt, Trostberg, Seebruck und Chieming zählten. Diese Projekte würden nicht zur Verbesserung des Verkehrs führen, aber jede Menge Steuergelder verbrauchen, die woanders sehr viel dringender gebraucht würden wie z. B. bei der Sanierung einiger Schulen im Landkreis.

Zum Ende ihres Vortrages sprach sie noch einmal die Salzach an und bat darum beim Erhalt des frei fließenden Flusses mitzuhelfen und sich möglichst zahlreich an der Petition www.bund-naturschutz.de/aktionen/deine-salzach zu beteiligen.

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